„Die Richtlinien für Reiten und Fahren [der FN] sind […] die Grundlage für die klassische Ausbildung von Pferden sowie Reitern […].“
(http://www.pferd-aktuell.de/grundausbildung/neuheiten/neuheiten-)
In den Richtlinien der Deutschen Reiterlichen Vereinigung findet sich das Ausbildungssystem des Pferdes/ die Ausbildungsskala. Darin werden folgende Punkte genannt, die bei der Pferdeausbildung als Leitfaden dienen:
- Takt
- Losgelassenheit
- Anlehnung
- Schwung
- Geraderichtung
- Versammlung
Dabei sind die einzelnen Punkte nicht als fest abgegrenzte Ausbildungsschritte zu betrachten. Die einzelnen Schwerpunkte greifen vielmehr inneinander und entwickeln sich gemeinsam und bedingen sich gegenseitig.
Während der Ausbildung kann das Pferd, nach einer Gewöhnungsphase, erst Schubkraft und dann Tragkraft entwickeln. Übergeordnete Ziele sind die Verbesserung des Gleichgewichts und der Durchlässigkeit des Pferdes.
Basis der Skala und Voraussetzung für die erfolgreiche Ausbildung ist die Zwanglosigkeit. Das Pferd muss mental entspannt und motiviert mitarbeiten. Stress und Zwang verhindern ein korrektes Arbeiten. Um diese Zwanglosigkeit zu gewährleisten, spielt Horsemanship während der gesamten Ausbildung eine immense Rolle.
Die verschiedenen Punkte der Skala der Ausbildung
Takt
Takt bedeutet sowohl Gleichmaß der Bewegung als auch ein bestimmtes Tempo der Schritte bzw. Tritte in den verschiedenen Gangarten. Die Tritte müssen dabei innerhalb eines Tempos (Bspw. Arbeitstrab, versammelter Trab, Mitteltrab, starker Trab) räumlich und zeitlich gleichmäßig sein. Das Tempo sollte nicht schleppend sein, so dass sich Schwung entwickeln kann, und nicht eilig sein, damit sich das Pferd losgelassen bewegen kann und der Rücken des Pferdes arbeiten kann.
Losgelassenheit
Ein Pferd ist losgelassen, wenn es sich locker und dynamisch im Takt vorwärts bewegt. Locker bedeutet dabei nicht schlaff, sondern ein taktmäßiges Anspannen der Muskulatur beim Abstoßen vom Boden und ein Entspannen während der Schwebephase im Trab und im Galopp. Das Pferd dehnt sich vorwärts-abwärts ohne Aktivität in der Hinterhand zu verlieren. Die Losgelassenheit verbessert den Takt und umgekehrt.
Anlehnung
Unter Anlehnung versteht man den Kontakt zwischen Pferdemaul und Reiterhand. Die FN-Richtlinien beschreiben Anlehnung als weiche, elastische Verbindung. Das Pferd kann das Gebiss entspannt annehmen und in korrekter Anlehnung gehen, wenn der Reiter eine ruhige Hand hat und feine Zügelhilfen gibt. Das Pferd soll sich trauen den Kontakt mit dem Zügel aufzunehmen, ohne sich auf die Hand zu lehnen, oder hinter dem Zügel zu gehen.
Schwung
Schwung bezeichnet das energische Abfußen der Hinterhand und das dynamische Fortbewegen. Das Pferd stößt sich also stärker vertikal vom Boden ab und entspannt seine Muskeln in der Schwebephase. Losgelassenheit ist also eine Voraussetzung für den Schwung. Ist das Pferd verkrampft, führt der Krafteinsatz der Hinterhand nur zu steifen, harten Bewegungen. Nur ein zwanglos gearbeitetes Pferd kann Schubkraft und somit schwungvolle Gangarten entwickeln.
Die Punkte Schwung und Geraderichten der Ausbildungsskala greifen inneinander. Denn nur wenn die Hinterbeine des Pferdes gleichmäßig unter den Körper treten, wird die Kraft, die das Pferd einsetzt, um sich nach oben und vorne abzudrücken, effektiv genutzt und es entsteht eine schwungvolle Fortbewegung. Ist das Pferd schief, tritt ein Hinterbein seitlich am Körper vorbei und der Krafteinsatz geht ins Leere.
Geraderichten
Pferde haben eine natürliche Schiefe, die durch korrektes Arbeiten korrigiert werden muss. Durch das Erarbeiten der Seitengänge wird erreicht, dass die Hinterbeine gleichmäßig unter den Körper und nicht seitlich daran vorbei fußen. Die Vorhand muss dabei immer zur Hinterhand eingerichtet werden. Durch Schwung und Geraderichten wird die Tragkraft des Pferdes verbessert.
Versammlung
Versammlung bedeutet, dass das Pferd vermehrt Gewicht mit der Hinterhand aufnimmt. Dazu beugt es die Hinterhand und tritt unter den Körperschwerpunkt. Das Gleichgewicht des Pferdes wird gefördert und das Pferd entwickelt mehr Kraft in der Hinterhand. Die Aufrichtung entsteht automatisch aus der Versammlung und wird durch das Absenken der Kruppe und nicht durch Zügeleinwirkung erreicht. Um eine korrekte Versammlung sind Takt und Losgelassenheit Voraussetzung und Anlehnung, Schwung und Geraderichten müssen zu hohem Maße vorhanden sein.